Montag, 28. September 2015

"So ist sie. Immer gewesen."

Ich machs kurz: Ich lache immer noch. Ernsthaft, selten habe ich mich bei einem Spiel meiner Fortuna dermaßen amüsiert.
Eigentlich bin ich ja fest abonniert auf die Gefühlsklaviatur zwischen Liebe bis zu Selbstaufgabe und Leid, das das Herz zum zerspringen bringt.
Aber gestern ließ ich all diese Stadien der Wallung hinter mir und nahm es mit Humor. Etwas anderes ist kaum noch möglich, es sei denn, man bevorzugt, sich ständig über Fehlpässe, missglückte Ballannahmen, vertane Chancen, ein ungeordnetes Mittelfeld, einen rutschigen Rasen, fehlende Spielübersicht bar jeglicher Zuordnung, oder, oder, oder zu ärgern.
Kann man natürlich machen. Dass der geneigte Zuschauer seinem Unmut mitunter mittels Pfiffen Luft macht, kann ich zum Teil durchaus nachvollziehen.
Vielleicht bin ich einfach zu dumm, um unseren Fußball zu verstehen. Ich suche nach der Form, die man in Bochum kurz hat aufblitzen lassen und weiß daher, sie können das. Also, Fußball spielen. Aber woran liegt es nur, dass sie das so selten abrufen?
Ist die Unruhe auf Führungsebene der Kopf des Fisches, der stinkt und der eine homogene Leistung auf dem Platz verhindert? Was dann passieren kann, die Kölner mögen verzeihen, sah man leidvoll beim effzeh. Es endete im Abstieg.
Noch vor wenigen Wochen ließ ich in einem Interview verlauten, dass ich mich mit diesem Thema (noch) nicht beschäftige. Das hat sich mittlerweile geändert. Es ist noch keine beschlossene Sache, aber durchaus im Bereich des Möglichen. Sicher, die Saison ist noch lang. Oft genug haben wir aber die uns zur Verfügung stehende Zeit nicht nutzen können. Wären bereits in Liga Drei, wenn 2014/15 nicht ein gewisser Oli Reck so viele Punkte in der Hinrunde hat einfahren können, dass es zur Rettung über die Rückrunde reichte. So gerade eben. Leistungsgerecht hätte es eigentlich da schon abwärts gehen müssen.
Das Geschenk einer weiteren Spielzeit in unserer angestammten Liga wird derzeit vertüddelt, vertändelt und vergeben. Auch ein paar gute Momente gegen Freiburg oder Bochum ändern daran nichts.
Wie kann es sein, dass die Ausführung eines simplen Freistoßes in einer durchaus machbaren Torentfernung daran scheitert, dass man es nicht schafft sich dahingehend abzusprechen, wer ihn wann und wie schießt? Und dem Ganzen noch die Krone aufsetzt, indem ein verwaister Ball an der Eckfahne liegt, sich aber 10 Spieler nicht dazu durchringen können, ihn aufs Feld zu bringen, bis ein wutschnaubender Axel losrennt und sich erbarmt?
Derlei Szenen lassen mich rat- und fassungslos zurück. Und so ergibt sich das verzweifelte Lachen, denn das ist an Peinlichkeit und Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten.
Tatsächlich wirkt das Spiel der Fortunen auf mich oft hilflos. Erobert man, wenn überhaupt,  erfolgreich einen Ball, weiß man nicht, wohin man ihn spielen soll und verschwendet kostbare Zeit, die für einen schnellen Konter oder Spielaufbau unerlässlich ist. Der Gegner steht sowieso per se besser als man selbst und stellt seine verdammten Füße immer genau dahin, wo eigentlich jene des eigenen Teamkollegen zum Einsatz kommen sollten.
Der 16-Meter-Raum, noch so ein Mysterium. Statt einer aufgemalten Linie könnte da auch eine Betonwand stehen. der Effekt wäre derselbe. Vielleicht sollte man die weiße Abgrenzung grün anmalen, um den Nimbus des Unüberwindbaren zu durchbrechen. Zudem ließe ich mal üben auf Wasserballtore zu schießen. Wer die trifft, trifft womöglich ja auch einen Fußballkasten.
Zugegeben, dies sind Gedanken eines Ahnungslosen. Unserem Trainer traue ich wesentlich mehr fundierten Sachverstand zu. Trotzdem würde ich ihn gerne mal fragen, weshalb die Akteure sich so oft in sinnlosem Stückwerk ergehen. Ich warte eigentlich nur auf die Prügeleien untereinander auf dem Trainingsplatz. Soll ja reinigend wirken. So ein Abstieg übrigens auch. Allen Nachteilen zum Trotz.
Natürlich wünsche ich mir, dass das noch verhindert werden kann. Ich möchte nicht absteigen, das gebe ich ehrlich zu. Ich mag meine Liga und fühl mich da wohl. Normalerweise würde ich auch sagen, dass sie uns leistungstechnisch angemessen ist. Aber derzeit erreichen wir oft nicht mal das Niveau, das dort als Minimum verlangt wird.

Es ist ein Jammer. Zuschauen zu müssen, wie sich die eigene Mannschaft an den Rand des spielerischen Ruins treibt, ist eine Qual. Apropos zuschauen: Selbst den (immerhin) achtbaren Platz unter den ersten Drei der Tabelle des Heim-Zuschauerschnitts haben wir längst verloren. Mickrige 21,7k Fans wohnten der Partie der Fortunen gegen Sandhausen bei, so wenige wie schon lange nicht mehr. Es geht sicht- und spürbar bergab, auf und neben dem Platz.


Dennoch, man hofft. Immer und immer wieder. Dass es irgendwann besser wird. Dass sie Fußball spielen, der Spaß macht. Dass Automatismen greifen. Dass sie sich blind verstehen. Dass einfachste Dinge gelingen.
Meist hofft man vergeblich. Und bleibt trotzdem treu. Denn so ist sie eben, unsere launische Diva.



Fortuna Düsseldorf. Meine Liebe, mein Verein.

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