Sonntag, 26. August 2018

Champagner und Leberwurst


Da war er also wieder, der Neu-Immer-Mal-Wieder-Bundesligist. Der, der sogar Tugenden der vergangenen Saison in die neue rettete, indem er nach Gegentoren auf- statt abdrehte, sich stetig steigerte und nach anfänglicher Nervosität tatsächlich eine insgesamt ordentliche Partie ablieferte.

Der Düsseldorfer Fußball-Platzhirsch mühte sich redlich in der neu gewandeten (Glücks)Spielarena und immerhin gut vierzigtausend geneigte Zuschauer zeigten Interesse, das Match live zu verfolgen.
Nach Begutachtung der ersten zwanzig Minuten fühlte man sich durchaus in seinen Erwartungen bestätigt, dass auf Aufstiegseuphorie und beste Vorsätze meist debakelige Spielpraxis folgt.
Dass man mit Zweitliga-Stärken, die sich aus technischen Mängeln, wettgemacht mit herzerfüllter und Zweikampf-körperbetonter Leidenschaft zusammensetzt, dem Gegner tapfer die Stirn bietet, dem erwartbar stärkeren und überlegenen Stamm- Bundesligisten, der vielleicht seinrseits den leisen Gedanken hegte, dass Punkte gegen einen frisch gebackenen Aufsteiger doch eigentlich recht günstig abgreifbar sein könnten.

Ein bisschen knatschig war ich schon, dass der Funkel Friedhelm das neue, eigens geholte Rechts-Außen-Vorlage-und-Super-Duper-Angriffspersonal in Person von Dodi und dem Storchenvogel bis nach der 75. auf der Bank platzierte und die es dann nach ihrer (zu?) späten Einwechslung auch leider nicht mehr schafften, den bis dahin bereits entstandenen Rückstand auszugleichen oder gar zu drehen.

Das Zünglein an der Waage war wohl Benitos Liege-Einlage, in der Bewertung irgendwo zwischen rüdestem Foul seit Menschengedenken und dem leicht überdramatischen (und Raman-typischen) Versuch, das Geschehen zugunsten des Heimteams zu beeinflussen,  denn wäre es umgehend als Ersteres eingestuft worden, dann hätte man die Situation abpfeifen und dem Geschädigten einen Freistoß zusprechen müssen, der vermutlich nicht das direkt anschließende Gegentor zur Folge gehabt hätte, dass die Eingangstür zum abschließenden Drehen des Spielstands auf Seiten des Gastes geöffnet hatte.

Dann hätte man natürlich einen aus dem Freistoß resultierenden Angriff auf des Gegners Schlussmann Giefer (ja, DER Giefer!) starten können, der mit an absolute Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in eine zwei Tore Unterschied ausmachende Führung geendet hätte, die dem dadurch entstandenen Selbstvertrauen der Düsseldorfer den Weg zum Auftaktheimsieg geebnet hätte, der dem gesamten Bemühen der Leistung natürlich folgerichtig vollkommen angemessen gewesen wäre.

Hätte, hätte, Hauptsache Italien.

Für Hätte kann man sich leider nichts kaufen und so fügt man sich dem Lauf der Dinge, wie er nun mal ist.

Der an harten Liga-Alltag und an Bäder in Leid und Kummer gewohnte Fortune neigt im Allgemeinen nicht zu unentspannten Pfiffen bei Ergebnissen, die nicht in den rot-weiss-rosigen Bereich fallen und somit wird das eigene Team eben allein für die Tatsache frenetisch bejubelt, dass man nun im Oberhaus mitmischt, so gut man kann und dass man, um das zu erreichen, ein Jahr lang allen Widrigkeiten der Zweiten Liga getrotzt und für das Glück zum Erfolg Staub, Matsch und Gegenwind gefressen hat.

Den ersten Pflichtspiel-Triumph in Form eines Sieges in der ersten Runde des DFB Pokals kann einem auch keiner mehr nehmen, das war zwar „nur“ ein Oberligist, aber auch der muss schließlich erst einmal besiegt werden und das ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit, ich sag nur Gütersloh.
Aber es gibt ja keine Kleinen mehr, ja, so ist das.

Währenddessen wird die Flingeraner Heimat derzeit ordentlich aufgerüscht, für das pompöse neue Leistungszentrum am Broich muss dann eben mal ein kleinerer Verein ersatzlos sein Gelände hergeben, wo gehobelt, da fallen halt Späne und im heilig Fortuna Land hat ja auch niemand Anderes einfach so zu kicken, wo kämen wir denn da hin?!

Die Düsseldorfer rüsten sich und auf für den Traum, sich mittelfristig im Mittelfeld der Bel Étage zu etablieren. Der Klassenerhalt ist die oberste Maxime, ganz klar. Der Verein positioniert sich auf dem schmalen Grat zwischen Cayenne, Q5 und Ente Cabrio, zwischen Champagner und Leberwurst, ohne die Heimat, das Volkstum und die ehemals dörfliche Arbeiterklasse zu verleugnen.  Das Herz der Fortuna schlägt noch immer in der Geburtsstätte, dem altehrwürdigen Paul-Janes-Stadion und nicht in der sponsorenbeflaggten Arena mit wechselnden Namen und Farben.

Wer gucken will, wie die Fortuna kickt, der geht nach Stockum, wer fühlen will, wie die Fortuna tickt, der kommt nach Flingern.

So harren wir denn nun gespannt der Dinge, die da kommen werden. Ein aufregendes Jahr wartet auf uns, ein weiteres wäre natürlich von Herzen willkommen.
Am Ende bleibt die Liebe zu Fortuna liga- und bedingungslos, sie ist unser Verein und das bleibt sie auch, egal ob es nun rauf oder runter geht. Man hat hier mit den Jahren gelernt, alles mit einem gewissen stoischen Gleichmut hinzunehmen.

Aber vielleicht ist ja jetzt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft. Man kann nie wissen.



Fortuna Düsseldorf. Meine Liebe, mein Verein.

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