Sonntag, 22. Februar 2015

Freunde zu Gast - Glubbylicious

Eigentlich gibt es keine Fanfreundschaft zwischen dem 1. FC Nürnberg und meiner Fortuna aus Düsseldorf. Also, zumindest keine offizielle. Eigentlich. Aber seit Twitter ist ja alles ganz anders. Man lernt Fans anderer Vereine kennen, die einem eben jene nahe bringen, mit denen man an sich gar nichts zu tun hat. So ging es mir mit dem FCN, liebevoll auch Glubb genannt. Seine Kurve, aus der Ferne bewundert, ohne je dort gewesen zu sein, mochte ich schon immer gerne. Er gehört zu den Vereinen, dessen Fans nicht nur massenhaft reisefreudig, sondern auch ausgeprägt leidensfähig sind. Ein Jahr nach uns hatte er den bitteren Weg des Abstiegs aus der ersten Bundesliga gehen müssen und kämpfte nun Seite an Seite mit uns darum, irgendwann auch wieder zurück nach oben zu finden.

Dieses "Seite an Seite" bezeichneten einige seiner Fans und ich auch gerne als "Hand in Hand", das sogar tatsächlich aus der Zeit stammte, als sie noch im Oberhaus tätig waren und wir den Gang in Liga Zwo antraten. Offenbar nahmen sie das wirklich ernst, denn sie folgten uns wie besagt und nun trafen wir erneut aufeinander, diesmal sozusagen auch exakt auf Augenhöhe, als direkte Tabellennachbarn.

Allzu viel Hoffnung auf etwas Zählbares machte ich mir nicht, wiesen wir doch eine eklatante Heimschwäche auf, die sich zuletzt gegen Erzgebirge Aue erneut eindrucksvoll bewiesen hatte (mit denen wir, wie ich hörte, tatsächlich eine Fanfreundschaft pflegten, was die Veilchen aber herzlich wenig interessiert hatte, hatten sie uns doch eiskalt abgezockt und die Punkte einfach mit nach Hause genommen, also ehrlich echt jetzt mal, Sauerei, das!).

Funfact am Rande: Unser diesjähriges Heimtrikot ist wie immer im üblichen Fortuna-Knallrot, abgesetzt mit Weiß, gehalten. Das offizielle (sehr geile) Mannschaftsfoto hingegen wurde offenbar gephotoshopt, die Farbgebung der Trikots erinnert beim (flüchtigen) Darüberschauen an das eher in Bordeaux-Rot gehaltene Trikot der Glubberer.



Der Spieltag an sich ließ sich gut an, das Wetter zeigte sich von seiner annehmbaren Seite, all meine Lieben waren in der Arena versammelt, sogar mein Lieblingsultra hatte nach Langem endlich wieder Zeit gefunden, unsere Forteng hüpfend und aus voller Kehle Liedgut schmetternd, zu unterstützen. Die derbe Heimpleite des letzten Wochenendes hatte ich einigermaßen erfolgreich verdrängt, immer im Vertrauen darauf, dass es doch irgendwann wieder besser werden muss, nach Wochen der sich häufenden Fehler, verpasster Chancen, Leistungseinbrüchen und schwankenden Mannschaftsauftritten.

Die Partie begann schwungvoll und temporeich. Meine Fortunen hatten sich offenbar vorgenommen, das desolate Debakel des letzten Spieltags vergessen zu machen und kämpften um Meter und Bälle, als gälte es, den einstmals inne gehabten Titel "Zuhause eine Macht" mit Willen und Kampfeslust zurückzuerobern. Trotz üblicher Fehlpässe und individueller Unzulänglichkeiten gefiel das in der Gesamtheit und obwohl die erste HZ torlos blieb, weil sich die Glubber ihrerseits bemühten, ihr Spiel zu machen und sich die Mannschaften dadurch quasi neutralisierten, keimte das zarte Pflänzchen der Hoffnung, es möge heute doch irgendwie möglich sein, Heimpunkte zu ergattern.

Die zweite HZ begann dann eher etwas trödelig, man hatte sich mit den Glubberern offenbar darauf verständigt, das Tempo ein wenig zu drosseln, schließlich hatte man ja nicht nur die heiße Garde der Jungen Wilden auf dem Rasen, sondern auch gestandene Größen wie Pinola und Pinto, von denen ich persönlich ja dachte, dass sie sich ihrem Naturell entsprechend mindestens kartentiefrot geahndet ineinander verbeißen würden. Taten sie aber erstaunlicherweise nicht, vielleicht macht Alter ja doch milde und ein bisschen weise. Überhaupt kam mir das Spiel, insgesamt betrachtet, sportlich gesehen unerwartet erfreulich fair vor. Vergangene Begegnung dieser beiden Clubs hatten gerne mal mit einer Kartenflut und unschönen Kampfszenen auf dem Feld geendet, das blieb diesmal aus. Die Glubberer erwiesen sich als der erwartet starke Gegner, der sich weder mit Schauspieleinlagen noch mit unnötigen "Liegezeiten" hervortat.

Die Minuten flossen dahin und beim immer noch geltenden Stand von 0:0 dachte ich bei mir, eine unentschiedene Punkteteilung wäre dem Spiel angemessen, oder aber, wer das erste Tor schießt, gewinnt. Wir schossen, schubsten, also brachten den Ball dann irgendwie tatsächlich ins Tor des Gastes, in Gestalt des Icemans Pohjanpalo, der ja gemeinhin wenig darüber nachdenkt, wie er das zu machen hat, als dass er es einfach irgendwie macht (an dieser Stelle ein lieber Gruß an den wunderbaren Jimmy Hoffer, das mit dem Pfosten war Pech und ansonsten, Du musst es nicht schön machen, nur rein, egal, wie es aussieht).

Da gehste zuhause in Führung, freust Dich wie Bolle und hast das Gefühl, dieses Mal, in diesem Spiel, muss es einfach passen. Bist noch selig im Torjubel, guckst auf die Uhr, Mist, noch 20 Minuten zu gehen. "Frühe" Führungstore zu verteidigen, ist ja nicht so der Fortunen Stärke. Und so kam es, wie es kommen musste, die Gäste bescherten uns zeitnah den Ausgleich. As said, leistungsmäßig bis dahin ausgeglichen, hätte ich den einen Punkt gerne genommen

Tja, was soll ich sagen. Meine Tuna war offenbar so konsterniert ob des Gegentreffers, dass sie gleich mal komplett den Spielbetrieb einstellte. War man zuvor noch um Gewinn der Zweikämpfe bemüht, ließ man nun Köpfe und Arme hängen. Der Glubb nahm das gerne an und netzte erfolgreich zum zweiten und dritten Tor ein.

Unseren Ultras blieb vor Schreck das Lied im Halse stecken und ich blickte in ratlose und enttäuschte Gesichter um mich herum. Sah mal einmal mehr massenflüchtige Fans die Tribünen verlassen. Kämpfte selbst mit den Tränen. Soviel gewollt, so wenig Ertrag. Am Schluss gedemütigt, mal wieder.

Wie immer litt ich mit ihnen. Ich sah sie sich verzweifelt gegenseitig abklopfend Mut zusprechen, sich im Kreis zusammenfindend, einige Wenige fassten den Mut, sich der Kurve zu stellen, sie applaudierten dankend denjenigen, die nicht protestierend gepfiffen, sondern unbeirrbar zu ihnen gehalten hatten.

Ja, manchmal war es schwer zu ertragen. Für sie, für uns. Ich sitze hier noch immer mit meinem Trikot, auf dem der gescholtene Liendl geflockt ist, und schreibe diese Zeilen. Ich liebe meinen Verein und werde immer zu ihm halten, egal was passiert. Mögen wir uns mit Dreck statt Ruhm bekleckern, ich würde niemals tauschen!

Ein Wort noch zu den Glubberern: Ihr wart ein grandioser Gast, zahlreich und stimmstark. Kommt bitte wieder!



Fortuna Düsseldorf. Meine Liebe, mein Verein.