Samstag, 30. April 2016

Der Weg


Dunkel lag er vor mir, schmutzig, braun, aufgeweicht vom Regen. Dunkel wie der Himmel, der graue Wolken barg und sich tief herab wölbte.
Ich starrte auf den Boden, lief mechanisch durch die Pfützen, der Schlamm spritzte auf meine Schuhe. Tropfen rannen über mein Gesicht.
Hunderte Menschen umgaben mich, liefen neben, vor und hinter mir und dennoch war ich ganz allein, zu müde, um zu fühlen.
Müde, anderen zu gratulieren und währenddessen dem eigenen Untergang zuzusehen. Müde, Spott und Häme ob des Versagens über mich ergehen lassen zu müssen.
Ich hörte zwei Mädchen in blauen Farben singen, ihre Freude legte sich wie eine eisige, klamme Hand um mein Herz.
In mir war nichts mehr, die Leere ließ keinen Platz für Hoffnung. Jegliche Regung hatte sich in dumpfe Kälte gewandelt.
Der Weg wand sich endlos, seine Trostlosigkeit schien wie ein Spiegelbild meiner Seele, bar jeglicher Freude und Leichtigkeit.
Der Mut hatte mich verlassen.
Inmitten des Menschenmeeres bewegte ich mich wie in einer Blase. Es gab nichts, was ich noch hätte teilen können. Gejubelt wurde längst auf anderen Plätzen und auch des Rechnens war ich müde. Der Drang, die Welt zu umarmen, lag brach. Der Kopf steinern, die Glieder bleiern, die Schwere der Vergangenheit und die Ungewissheit der Zukunft lastete auf ihnen.
Selbst wenn die Rettung in letzter Minute noch gelänge, die stumpfe Hilflosigkeit bliebe.

So ging ich denn meinen Weg, gefangen im Kosmos aus Schatten in grau. Die helle Welt des rot-weißen Glücks lag irgendwo verborgen. Mir fehlte die Kraft um hochzusehen und danach zu suchen. Die Liebe, die ich in mir trug, lag klein und verletzlich da, schutzlos ausgeliefert, wehrlos und ängstlich. Sie ergab sich angesichts der tonnenschweren Bürde, die sie erdrückte.
Nur die Füße trugen mich noch, verrichteten ihren automatischen Dienst, brauchten weder Gedanken noch Entscheidungen, fragten nicht nach der Richtung. Sie fügten sich dem Unvermeidlichen, erduldeten still ihr Schicksal.

Es wird wohl eine Weile dauern, bis alle Fragmente wieder zu einem Ganzen zusammenwachsen. Bis Kopf, Herz und Geist eine Einheit bilden, die gewappnet und stark unbeirrt jedem Unbill entgegentritt. Wie lang der Weg sein wird, der dorthin führt, das weiß ich nicht. Ich gehe ihn Schritt für Schritt, so einsam und furchterregend er auch sein mag.

Vielleicht wächst irgendwo am Ende des Wegs ein zartes Pflänzchen der Hoffnung. Und vielleicht vermag ich es zu entdecken. Irgendwann.



Fortuna Düsseldorf. Meine Liebe, mein Verein.

Montag, 21. März 2016

Sieben

Sieben Mal siegen. Ganz einfach.


Nee, nochmal von vorn..

Manchmal denkst Du, die haben den Knall noch nicht gehört. Dann wieder sitzt Du da und kannst Dein Glück kaum fassen. Bäämm, ein Hauen, Stechen, Jagen und Gewinnen. Mitten in aller trostlosen Hoffnungslosigkeit. Die ganze Stadt ist auf den Beinen und schreit: Ja, ja, wir werden es schaffen!

Ein Mann, der kam, um zu retten, was noch zu retten ist. Der achte, ders versucht, denn sieben verzweifelten daran. Acht muss er machen, eins hat er schon. Und was für eins!

Noch sieben. So wenig und doch so viel. Eins ist keins, wenn er die anderen nicht schafft. Möchte nicht mit ihm tauschen.

Sieben Tore hats gegeben. In einem Spiel! Davon sechs Stück durch Fortunen, einmal Ex, einmal Eigen. Fünfstück wars egal, solange: Immer einmal mehr wie Du.

Hat geklappt, bloß andersrum. Fortuna mit Fortune? Gibts doch gar nicht, kann nicht sein. Und doch.

Axel sagt: Guckt doch mal nach oben, nicht nur nach hinten. Schwierig, wenn der Kopf immer nach unten hängt. Wenn Du trotzdem stolz und voller Liebe bist, Dich aber jeder fragt: Wieso eigentlich?

Nur noch sieben. Sieben mal Herzklopfen. Zittern. Sieben mal neunzig Minuten die zweifelnde Frage: Wird es reichen?

Sieben mal sichere Punkte im Sack, sowas suchen wir selten mit Erfolg. Wenn eins von acht von selbigem gekrönt ist, dann glaubt Dir keiner, wie unendlich dankbar Du allein schon dafür bist.

Gibst Kredit, jedesmal aufs Neue, zwischen Resignation, Bangen und Hoffen. Siehst zu, wie alte Herren um ihr Leben rennen, junge überflügeln, das letzte Quentchen Kraft aus sich herausquetschen, alles geben, was zwei Beine und eine Lunge vermögen. Es haut Dich von den Socken, das hat man nämlich lange nicht gesehen. Möchtest schreien, lachen, toben, rennst mit im Kopf, reißt die Arme hoch, singst und peitschst sie nach vorne ,weiter, immer weiter, ja, ja, jaaaa! Dein Herz hämmert bis zum Hals, alterst in sieben Minuten glatte siebzig Jahre, das ist Dir scheißegal, sieben mal soviel würdest Du dafür geben, sie siegen zu sehen.

Komm mal runter, Sportsfreund, kennst Deinen Verein. Hast so oft drei Punkte teuer bezahlt mit endlosen Wochen des Siechtums. Ihr wisst schon, sieben Tage Regenwetter.

Noch sieben Päckchen sind zu öffnen, manchmal ist nur heiße Luft drin, zuweilen aber auch güldene Momente des Glücks.

Wer weiß, wo wir am Ende stehen. Womöglich knallen die Korken, wenn das Gemüt überschäumt. Oder Hände und Augen sind leer beim Blick auf eine gnadenlose Tabelle.

Aber eins weiß ich gewiss: Ich werde sieben mal gespürt haben, dass ich lebe. Mit ganzer Kraft und aus vollem Herzen!



Fortuna Düsseldorf. Meine Liebe, mein Verein.