Montag, 31. August 2015

Herzblut, Schweiß und Tränen


Es gibt bestimmt einige Fortunen, die den Glubb nicht leiden können und umgekehrt. So bewiesen letztes Jahr am Abend vor unserem Pokalspiel gegen die Kickers aus Würzburg Anhänger der Fortuna und des FCN eindrucksvoll schändlich,  dass sie sich lieber marodierend an die Gurgel gehen, als sich #handinhand freundschaftlich miteinander zu verbandeln.

Dass die Gemengelage der beiden Parteien mitunter durchaus unterschiedlich ist, beweist dieser Tweet von @2_steffen:

Nach dem Pokal ist vor dem Punktspiel ist vor dem Pokal. Mittiges stand nun an und ich machte mich auf die lange Reise in den Süden, um meine Tuna mit vollem Engagement zu unterstützen.

Schön haben sie es daheim, die Franken. Ein schmuckes Kästchen, genannt Max-Morlock-Stadion (den derzeit namengebenden Sponsor lassen wir mal ausser acht), ungewöhnlich achteckig gebaut, bot sich meinem Blick. Die Kurve der FCN Ultras kann man wirklich als eine solche bezeichnen, sie erstreckt sich über mehrere Blöcke im Unterrang. Über die gesamte Breite der Kurve wehen verschiedene Fahnen des Clubs, ein ausgesprochen hübsches und anschauliches Bild.

Wenn man sich nun ob des Spielverlaufs gepflegt langweilt oder respektive aufregt, beschäftigt man sich lieber mit den örtlichen Gegebenheiten, als mit dem Geschehen auf dem Feld. Die Nürnberger Bratwurst ist weltberühmt, steckt als Drilling in einem Brötchen und schmeckt in der Tat ausnehmend gut.

Ach ja, das Spiel. Man kann die komplette Begegnung eigentlich kurz und knapp so beschreiben:
Unsere gestrigen Spielanteile fasste der wunderbare @hoesel bereits vor einigen Monaten anlässlich einer anderen Partie in diesen Tweets - rangierend zwischen ungläubiger Fassungslosigkeit und nüchterner Resignation- passend zusammen:




Ich muss da mal ganz vehement widersprechen, lieber @hoesel. Wir verstehen uns exzellent auf die Kunst, Freistöße zielgenau in Zwei-Mann-Mauern zu platzieren. Und das sogar mehrfach innerhalb eines Spiels! Top-Könner dieser Disziplin ist immerhin kein Geringerer als Mr-Cojones-Himself Ronaldo, der während der WM das Kunststück vollbrachte, die EIN-Mann-Mauer in Form von PHILIPP LAHM zu treffen. Sapperlot, den sollten wir verpflichten. Also, den Schützen. Wobei ich den Gegelten ja nicht leiden kann. Aber das ist ein anderes Thema,

Liebe Fortuna, ich möchte Dich hier mitnichten der Lächerlichkeit preisgeben, dafür sorgst Du leider viel zu oft selbst - ganz ohne mein Zutun.

Unmengen meines Herzbluts habe ich für Dich gegeben  (das kannst Du gerne in diesem Blog in einer Mußestunde nachlesen), nicht zuletzt in Form eines Tattoos auf meinem Arm, das Deinen Namen in großen Lettern trägt, gestochen von einem überaus reizenden, dauerbekifften spanischen Künstler, der zwar ein Fußballfan eines La Liga Fußballclubs ist, von f95 aber noch nie im Leben etwas gehört hat und der die Worte, die ich ihm vorgab zu stechen, überhaupt nicht verstand und sich vielleicht geweigert hätte, seine Nadel dafür anzusetzen, wenn er gewusst hätte, was sie bedeuten.

Meine Tränen habe ich gestern erfolgreich literweise ausgeschwitzt, dazu hatte ich während der langen und staureichen An- und Abreise zum/ vom Nürnberger Ground ausreichend Gelegenheit. Ihr habt bestimmt auch geschwitzt, wohl vornehmlich im Mittelfeld, als Ihr nach diversen Pirouetten um die eigenen Achse wahlweise über die eigenen Füße oder über einen Gegner gefallen seid. Es muss am schweißgetränkten Rasen gelegen haben, anders kann ich mir das nicht erklären.

Kunstvolle Kapriolen, so gezeigt von Ya Konan, der sich an einem luftigen Hackentrick versuchte, der weder ein Ziel noch einen Abnehmer fand, waren allenfalls unter der Rubrik "unfreiwillig komisch" abzulegen. (Der Herr @sportkultur möge mir meine dilettantische Einschätzung der gezeigten Darbietung verzeihen.)

Trotz allem würde ich achtzehnhundertfünfundneunzig Mal zum Äquator hin und wieder zurücklaufen, ja, auch bei 37 Grad im Schatten, wenn es sein muss, um bei Dir sein zu können, wenn Du die Spielstätten der Republik bereist. Ich würde mich nur einfach gerne mal wieder freuen können, wenn ich Dich auf dem Rasen sehe, denn wie ein Trauerkloß zusammengekauert auf meinem Platz hockend zu verfolgen, wie Deine manchmal doch sehr zweifelhaften Bemühungen im Nirwana versanden, ist auf die Dauer wirklich kein Vergnügen. Und obwohl ich jemand bin, der Kritik an Dir gerne ausblendet, komme ich nicht umhin festzustellen, dass Du Dich derzeit verdient auf einem Platz in der Tabelle befindest, der ganz schön weit weg ist von den Leistungen, die andere Clubs dieser Liga zustande bringen.
Selbst so mancher Drittligist dürfte sich gute Chancen gegen uns ausrechnen, müsste er gegen Dich antreten und wo wir schon dabei sind, mein Lieblingsradiosender @SPORT1.fm beschrieb unseren Erstrunden- Pokalerfolg in etwa so: "Die Düsseldorfer sind auch nur eine Runde weiter, weil Essen zu doof zum Elfmeterschießen war."
Die Wortwahl hätte ich zwar so nicht getroffen, inhaltlich muss ich ihnen aber recht geben. Mit spielerisch überlegener Leistung dem Regionalligisten gegenüber hatte das wenig zu tun.

Immerhin kannst Du eine gewisse Stabilität und Konstanz für Dich verbuchen. Der äußerst geschätzte Fortune @Kaffeerappel sieht das so:

(Gemeint war der f95 Vorsitzende Kall, Anm. d. Red.)

Nun ja. Ich hoffe inständig, Du bist gestern nach der temperaturbedingt heißen und temperamentsbedingt stellenweise hitzigen Tortur (für uns alle) erst in die Eistonne und dann ganz tief in Dich gegangen bist. Du hast haufenweise treue Seelen um Dich herum, die seit vielen Jahren und auch kommende Saisons an Deiner Seite stehen. Den gelegentlichen Unmut über Dich magst Du uns vielleicht verzeihen, denn es ist wahrlich nicht immer leicht mit Dir. Aber auf unsere Liebe zu Dir, so launisch Du auch bist, kannst Du Dich immer verlassen, versprochen! Forza, Fortuna! Für immer #f95 olé!



Zu guter Letzt geht ein ganz besonderer Gruß an @bast190,  den allerliebsten und gutherzigsten Glubberer in meiner Twitter-Timeline. Von Herzen Dank für Deine immerwährende Freundlichkeit, Zuneigung und Empathie!


Fortuna Düsseldorf. Meine Liebe, mein Verein.

Samstag, 29. August 2015

Nebenkriegsschauplätze und Wurststullen. Ein Interview

Anlässlich der Begegnung des 1. FC Nürnberg gegen Fortuna Düsseldorf haben mich die netten Jungs von @clubfans_united zu einem launigen Plausch eingeladen. Das ganze Interview gibts hier: Nebenkriegsschauplätze 





Fortuna Düsseldorf. Meine Liebe, mein Verein.

Dienstag, 25. August 2015

Alsterpark


Ich bahnte mir den Weg durch den Eingang des Parks, folgte dem verschlungenen Weg und plötzlich sah ich sie. Sie stand da, hielt den kleinen, bunten Strauß fest umklammert, ihr weißes Kleid schmiegte sich an ihren Oberkörper und umhüllte sie abwärts der Taille in eine seidig- taftene Wolke. Noch einige Meter trennten mich von ihr und doch erfassten ihre leuchtenden Augen mich bereits. Sie wirkte zart und zerbrechlich und zugleich stark und gefestigt. Die Sonne lugte hier und dort zwischen den Bäumen hervor und tauchte sie in glänzendes Licht und geheimnisvolle Schatten. Sie stand einfach da, bewegte sich nicht, sah mich an und lächelte ein bezauberndes glückseliges Lächeln. Es verschlug mir schier den Atem und ein Knoten aus heraufsteigenden Tränen der Rührung verschnürte mir die Kehle - wie unfassbar schön sie war! Um sie herum gruppierten sich kleine Menschenmengen, die miteinander sprachen und sich zuprosteten. Monets "Frühstück im Grünen" kam mir in den Sinn, als habe er einen Moment wie diesen festhalten wollen, als er es malte.

Schon einmal hatte ich sie so gesehen, beim ersten Mal, als wir uns trafen. Damals trug sie eine Jeans und war gerade aus dem Zug gestiegen, der sie von Hamburg nach Düsseldorf gebracht hatte. Ihre dunklen, rötlichen Locken umrahmten ihr wunderschönes Gesicht, sie sah sich suchend um und unsere Blicke kreuzten sich. Ich war ihr sofort erlegen, voller Charme und Zuneigung wandte sie sich mir zu, obschon sie mich doch noch gar nicht kannte. Sie gehörte zu den seltenen Menschen, die man ohne zu zögern in sein Herz schließt, weil sie das ihre sogleich für einen öffnen.

Dass ihr Besuch meiner Heimatstadt ihr Leben verändern würde, konnte damals niemand ahnen. Dass am Ende dieser schicksalhaften Reise ein Mann mit in einem Tweedanzug, Doc Martens und einem Ring in der Hand unter einem mit Tüll und Blumen verzierten Pavillon auf sie warten würde, hätte sich zu dem Zeitpunkt keiner träumen lassen.

Der Fußball, wie sollte es anders sein, hatte uns im Rheinland zusammengeführt, der FC St. Pauli gastierte dort bei meiner Fortuna und so nahmen wir dies als willkommenen Anlass, uns auf ein gemütliches Bier in der Altstadt zu treffen. Hamburger und Düsseldorfer, bunt gemischt, saßen am Tisch beieinander, jenem Tisch, an dem sich auch der Mann einfand, der später der ihre sein würde. Ein ruhiger Zeitgenosse, weder laut noch aufdringlich, ein Mensch der leisen, feinen Töne. Vielleicht verliebte er sich Knall auf Fall in sie, in diese quirlige, lebendige und herzenswarme Schönheit. So, wie ich es getan hatte.

Nun, Monate später, standen sie dort im Alsterpark, bereit, ihren Weg gemeinsam zu gehen, nie mehr voneinander getrennt zu sein, für immer vereint, füreinander bestimmt. Ich versuchte sie zu betrachten, während mein Blick glasig verschwamm und ich erneut ergriffen mit den Tränen rang. Ich sah die elfenbeinfarbene Blume in ihrem dunklen, kunstvoll aufgesteckten Haar und manchmal drehte sie ihr Gesicht lächelnd zu uns um, die wir im Halbkreis angeordnet hinter dem Paar saßen. Nur halb nahm ich wahr, was während der Zeremonie gesprochen wurde, aber ich vernahm ihrer beider "Ja", deutlich und kraftvoll. In tiefstem Vertrauen und erfüllter Liebe wandten sie sich einander zu, steckten sich die Ringe an und küssten sich innig.

Glücklich, dankbar und ein bisschen stolz dachte ich daran, dass meine Stadt und ich ein winziges Rädchen auf ihrer Reise und ihrer Geschichte waren und ich sie einen kleinen Teil ihres Weges begleitet hatte. Von weither waren sie gekommen, hatten viele Stationen ihres Lebens hinter sich gelassen. Den Ruhrpott hatten sie gesehen, aber auch Franken und sogar New York. Aber erst in Düsseldorf fanden sie zueinander. Und auf St. Pauli schlagen ihre Herzen nun im Gleichtakt, für immer.

Meine Stadt soll mein Geschenk für sie sein. Ich lege sie ihnen zu Füßen und umarme Beide an ihrer statt, wenn sie mich einmal besuchen kommen.


Für Astrid und Tobi.

                                                                                     (c) @rim_light