Sonntag, 28. Juni 2020

Das Nichts

Nichts war geblieben vom einstigen Glanz. Die bunte Seifenblase war zerplatzt, zersprungen in tausend Stücke, aufgelöst in winzigste Einzelteile, die sich in einer Nebelwand verloren.
Eine graue, gefühllose Suppe, geboren aus schwindender Hoffnung und verlassenem Mut, die alles absorbierte, das Einlass suchte.
Spott und Häme, Mitleid und Hass, all das schluckte die wabernde, dunkle Wand. Freude war in ihr verschwunden, ebenso wie das empfundene Glück längst vergangener Tage.
Der ungebetene Gast würde den Ort verlassen, der nie seine Heimat geworden war, an dem er weder akzeptiert noch gewollt und schon gar nicht gemocht worden war.
Er war nie "verdient" dort gewesen, so wurde das wohl allgemein gesehen. Er hatte sich aufgemacht über den Zaun zu klettern, über den er sonst üblich nur herüber gesehen hatte, auf Gras, das grüner schien, begehrenswerter, verlockender.
Er hatte versucht, auf dieser Wiese sein Stück Land zu finden, ein ganz kleines Fleckchen ja nur. Aber er hatte es nicht behaupten können, war doch der Unterschied zu groß zu denen, die ihr Zuhause für sich allein beanspruchten.
Er war ein Gast geblieben, nie Teil des Ganzen geworden, aus einem Niemandsland gekommen, dahin zurück verbannt, in die Schranken gewiesen, aus dem Paradies verjagt.
Er hatte dem kaum je etwas entgegenzusetzen gehabt. All die Attribute, die es gebraucht hätte, zerfielen zu willenloser Bedeutungslosigkeit. Am Druck zerbrochen, am eigenen Wunschdenken gescheitert.
Übrig blieb nur ein farbloses Nichts, eine hohle und dumpfe Leere. Nicht mal Trauer fand einen Platz in dem Nebel, der sich alles einverleibte. Das Nichts war ein emotionsloser und kalter Ort, der unbarmherzig die mit sich riss, die in seinem Strudel gefangen waren und die der Sog unaufhörlich nach unten zog.
Seltsam entrückt erschien der Blick auf den Rest des Geschehens, Vergangenes verschwand im Nirgendwo, Zukünftiges lag in diffuser Ferne.
Die Gegenwart löste sich aus der Zeit und zerfiel in das Nichts, das sich wie ein steinerner Mantel über Wünsche, Träume und Hoffnungen legte und sie mit bleierner Schwere bedeckte.

Der Gast würde zurückkehren, in das Zuhause, das ihm Heimat war. Dort, wo das Atmen und zu laufen leichter fiel. Wo er sich seinen Platz erkämpfen konnte, wenn die lähmende Stille allmählich nachlässt und der Druck aus dem Vakuum entweicht. Wenn das Träumen wieder erwacht und das Wissen um das, was man hat, wertvoller ist, als das, was woanders begehrlich erscheint und es doch nicht ist.

Vieles wird sich ändern, manches neu sein, manches gewohnt bleiben.
Eins wird sein, wie es immer war und ewig bleiben wird. Und nichts wird das je ändern.

Fortuna Düsseldorf. Meine Liebe, mein Verein.